Resilienz wird oft als rein mentale Fähigkeit verstanden. Als die innere Haltung, Herausforderungen standzuhalten und gestärkt daraus hervorzugehen.
Doch aktuelle neurobiologische Erkenntnisse zeigen: Echte, nachhaltige Resilienz ist ohne ein reguliertes Nervensystem kaum möglich.
Resilienz = mehr als positives Denken
Traditionell wird Resilienz mit Eigenschaften wie Optimismus, Flexibilität oder Lösungsorientierung beschrieben. Diese Fähigkeiten sind wichtig, können jedoch nur dann zuverlässig abgerufen werden, wenn der Körper nicht im Dauerstress ist.
Ein überlastetes autonomes Nervensystem versetzt den Organismus in einen Überlebensmodus. In diesem Zustand werden Energie und Aufmerksamkeit auf kurzfristige Gefahrenabwehr gelenkt – nicht auf langfristige Problemlösung.
Die Rolle des autonomen Nervensystems
Das autonome Nervensystem steuert unbewusst viele Körperfunktionen – Herzschlag, Atmung, Verdauung. Es reguliert auch, wie wir auf Belastungen reagieren:
- Sympathikus: aktiviert den Körper für Kampf- oder Fluchtreaktionen
- Parasympathikus: ermöglicht Entspannung, Regeneration und Heilung
- Polyvagale Theorie: ergänzt das Bild durch die Unterscheidung zwischen sozialem Bindungssystem, Mobilisierung und Erstarrung
Eine dysregulierte Balance zwischen diesen Zuständen erschwert es, in stressigen Situationen klar zu denken und konstruktiv zu handeln.
Warum Nervensystemregulation Resilienztraining vertieft
Resilienztraining zielt darauf ab, die psychische Belastbarkeit zu erhöhen.
Wird dies mit Methoden der Nervensystemregulation kombiniert, entstehen messbare Vorteile:
- Schnellere Erholung nach Stress – der Körper kehrt zügiger in einen entspannten Grundzustand zurück.
- Höhere emotionale Stabilität – weniger impulsive Reaktionen, mehr bewusste Entscheidungen.
- Bessere kognitive Leistung – klareres Denken auch unter Druck.
Praxisbeispiele für integriertes Training
- NeuroEmbodiment Übungen: fördern die Körperwahrnehmung und regulieren das Nervensystem von innen heraus.
- Atemtechniken: verlängerte Ausatmung oder Wechselatmung aktivieren den Vagusnerv.
- Bewegung: sanftes Ausdauertraining oder QiGong verbessern die Stressresistenz und fördern die neuronale Flexibilität.
- Reflexionsmethoden: bewusste Analyse von Stressmustern und Entwicklung neuer Handlungsstrategien.
Der Einfluss auf den Berufsalltag
In Unternehmen profitieren besonders Führungskräfte und Teams von dieser Verbindung:
Ein reguliertes Nervensystem fördert Konfliktfähigkeit, Lösungsorientierung und konstruktive Kommunikation – alles zentrale Faktoren für eine gesunde Unternehmenskultur.
Fazit
Resilienz ist nicht nur Kopfsache. Sie ist das Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen Geist und Körper.
Ein reguliertes Nervensystem schafft die Grundlage, um unter Druck handlungsfähig zu bleiben, klar zu denken und Herausforderungen als Wachstumschancen zu nutzen.
Wer Resilienz langfristig stärken möchte, sollte deshalb immer auch das Nervensystem trainieren – im Alltag, im Beruf und in der persönlichen Entwicklung.